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Senioren

Versuche nicht, mit allen Sinnen den zweiten Frühling zu beginnen,
denn Du bist noch nicht so weit. Ab fünfundsechzig ist es Zeit,
das bunte Herbstlaub zu erleben, und der Lust mehr Raum zu geben.

Zur Frühlingszeit im Menschenleben sind die Fairways leicht und eben.
Sorglos und total verrückt erwartet man, dass alles glückt.
Schwupp die wupp, bevor man's fühlt, ist der Frühlingstraum verspielt.

Der Lebenssommer wird dann heiß. Man wetzt und hetzt um jeden Preis,
und müht sich ab bei fremden Leuten, um was zu sein und zu bedeuten,
jobt und hoppt für Miles und More und singt mal recht mal schlecht im Chor.
Schnell eilt sie dahin die Zeit. Man schlägt den Ball nicht mehr so weit.
Schleichend kommt die Mitlife Krise. Statt Money macht man öfter Miese.
Trotz Erfolg und Kinderkriegen bleibt man schon mal ganz links liegen.
Auch wer treu und brav gejobt, wird aus Posten raus gemobt.
Älter werdend wird uns klar, wie besser man doch früher war.

Die Sommerzeit kommt nicht zurück. Mit neuem Mut und klarem Blick,
kann man dann dem Herbst im Leben viele bunte Farben geben.
Wunder kommen zwar nicht vor. Man schließt das Karrieretor
und macht sich für die neue Zeit vogelfrei, und ist bereit,
als Opa auch noch dann zu siegen, wenn die Kinder Enkel kriegen.
So wird dann bald ganz locker leicht die vierte Jahreszeit erreicht.

Im Winter wachsen nur noch Bäume beim Mittagsschlaf - im Tal der Träume.
Selten wird zwar was vermisst, weil jeder Tag ein Sonntag ist.
Doch denkt man öfter klug und weise: Frieren oder Südseereise.
So ein Winter macht bereit für die zweite Frühlingszeit.

Irgendwann und nicht so bald, wird der Winter bitterkalt.
Dann nimm Maß an alten Knaben, die ihren zweiten Frühling haben,
die fröhlich über Fairways gehen und weiße Bälle fliegen sehen,
und beim Spiel auf grünen Bahnen fast geschenkt an bunten Fahnen,
ideal zum Lochen liegen und zittern, um sie reinzukriegen.

Manchmal schlägst Du noch Granaten. Deshalb kann man Dir nur raten
lass die Bälle weiter fliegen. Hier und da wirst Du noch siegen,
und lebst am Ende leicht und locker besser als ein Stubenhocker.

Text und Fotos © Theo Messing